

In diesem Teil der Serie „Wissenschaftliches Arbeiten für Bachelor- und Masterarbeiten“ wollen wir euch ein paar Tipps und Tricks zum Thema Literatur-Recherche geben. Hier erfahrt ihr, welche Literatur als relevant und „qualitativ hochwertig“ gilt und euch bei der Erstellung eurer Bachelor- und Masterarbeiten wertvolle Unterstützung bietet.
In den vorangegangenen Artikeln haben wir geklärt, warum wir eigentlich unsere wissenschaftlichen Arbeiten in existierender Literatur fundieren müssen und auch wie wir einfach zitieren können. In diesem Artikel wollen wir die Frage klären, was eigentlich relevante und „gute“ Literatur ist und woher wir diese Quellen für unsere Theorie-Arbeit bekommen können. Prinzipiell müssen wir beachten: je „besser“ die verwendete Literatur, desto glaubhafter ist die Argumentation in unserer wissenschaftlichen Arbeit.
Das heißt, je fundierter die verwendete Literatur in unserer Arbeit ist, desto besser können wir unsere darauf aufbauende Argumentation verteidigen (Hinweis: der wissenschaftliche Prozess sieht kritisches Hinterfragen sämtlicher wissenschaftlichen Argumente, Erkenntnisse und damit auch sämtlicher Arbeiten vor. Das bedeutet, dass auch ihr eure Argumentation in euren Arbeiten kritisch hinterfragen und somit auch verteidigen müsst).
Die Fähigkeit, bestehende Literatur zu finden, zu lesen, zu verstehen, zu interpretieren und kritisch zu bewerten, ist eine essentielle Kompetenz, die sich jede*r Wissenschaftler*in aneignen muss. Es existieren objektive Kriterien und Faktoren, anhand derer die Relevanz und Qualität von wissenschaftlichen Arbeiten beurteilt werden können. Im Folgenden stellen wir euch einen kleinen Ausschnitt dieser Kriterien vor:
Welche Art von Literatur verwenden wir? Handelt es sich um einen Peer-reviewed Journal Article (durch Gutachter*innen bewerteter wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel), ein Buch, ein Kapitel aus einem Sammelwerk, statistische Daten oder einen online Blog-Beitrag (empfehlenswert hierzu: Sheppard, 2020)? Grundsätzlich arbeiten wir in der wissenschaftlicher Forschung großteils mit Peer-reviewed Journal-Artikeln (Scientific Papers) aus qualitativ hochwertigen Journals.
Grundsätzlich versuchen wir immer, auf Basis der neuesten Erkenntnisse zu arbeiten. Dies bedeutet, dass wir stets versuchen, die neuesten Publikationen zu einem Thema für unsere Arbeiten heranzuziehen. Wir gehen davon aus, dass neue Erkenntnisse bereits weiter zurück publizierte Beiträge erweitern und den wissenschaftlichen Diskurs in einem Themengebiet weiterentwickeln. Achtung: Hier gilt es aber, Vorsicht walten zu lassen. Um sich in ein Thema einzulesen, genügt es nicht, die jüngsten Artikel zu einem Thema zu lesen. Hierzu müssen wir auch ältere, einflussreiche Artikel, die den Grundstein für spätere Arbeiten gelegt haben, lesen, verstehen und interpretieren. Als State-of-the-Art des wissenschaftlichen Diskurses wird der derzeitige Wissensstand zum jeweiligen Thema bezeichnet, auf dessen Basis weitere Studien, Papers, Dissertation etc. aufbauen (vgl. Oliveira et al., 2019).
Ein weiterer essenzieller Faktor ist die inhaltliche Relevanz des Beitrages für eure Arbeit. In welchem Kontext steht eure Arbeit und in welchem Kontext steht der Beitrag, den ihr gerade lest? Eine Frage, ein Thema, eine Problemstellung kann aus vielerlei Sichtweisen betrachtet werden. Folglich ist für eure Interpretation sehr wichtig, dass ihr den Inhalt immer im entsprechenden Kontext seht.
kurz zusammengefasst: Arbeitet nur mit Literatur, zu welcher ihr auch vollständigen Zugriff habt. Könnt ihr den Beitrag in eurem Literaturverwaltungsprogramm auf eurem Rechner speichern und habt vollen Zugriff auf das Dokument? Wenn ja: Super, ihr könnt den Beitrag heranziehen. Wenn nicht, dann heißt es weitersuchen. Voller Zugriff bedeutet, dass ihr zu jeder Zeit den Journal Article, das Buch oder sonstige Beiträge griffbereit habt und im Zuge des wissenschaftlichen Diskurses heranziehen könnt.
Impact Factors sind Indikatoren, die den Impact der Academic Journals errechnen und somit eine Beurteilung des Einflusses einer wissenschaftlichen Zeitschrift (und teilweise auch von einzelnen Artikeln – hierzu Waltman und Traag, 2021) innerhalb eines Forschungsbereiches ermöglichen sollen. Generell gilt: Je höher der Impact Factor (hier gibt es verschiedene Indizes), desto höher der scheinbare Einfluss des Journals im jeweiligen Bereich. Eine empfehlenswerte Meinung hierzu von Curry (2018) – der Impact Factor von Journals und jener einzelner Wissenschaftler*innen muss mit Vorsicht beurteilt werden. Obwohl diese Indizien in der eigenen Beurteilung immer kritisch hinterfragt werden müssen, können wir annehmen, dass Journals mit höherem Impact Factor und Wissenschaftler*innen mit höherem h-Index (hierzu Bornmann und Daniel, 2007) tendenziell einflussstärkere Artikel publiziert haben. Hierbei ist jedoch immer zu beachten: Auch wissenschaftliche Artikel, Journals und Autoren*innen lassen sich im Endeffekt nicht auf Indizien reduzieren, besonders dann nicht, wenn ihr eine Beurteilung ihrer Beiträge vornehmen möchtet! (eine weitere, kurze Zusammenfassung hierzu von Eastwood, 2021)
die Anzahl der Citations eines Artikels gibt an, wie oft ein Beitrag in anderen Beiträgen zitiert worden ist und kann daher als Proxy für den Einfluss des Artikels gesehen werden. Einerseits gilt: je öfter ein Artikel zitiert wurde, desto einflussreicher (~ wertvoller) scheint dieser im wissenschaftlichen Diskurs zu sein. Andererseits ist dieser Indikator jedoch mit Vorsicht zu beurteilen: In gewissen Disziplinen erreichen Beiträge oft nicht sehr hohe Zitationshäufigkeiten (da z.B. der Forschungsbereich allgemein nicht sehr verbreitet ist); und, wenn ein Artikel erst vor Kurzem publiziert wurde, sind die Citation-Zahlen noch niedrig, da der Artikel noch nicht sehr stark im wissenschaftlichen Diskurs verbreitet wurde. (Warum wir zitieren müssen? Eine kurze Zusammenfassung hierzu; auch hierzu: MIT – academic integrity)
Zuallererst müssen wir identifizieren, um welches Format es sich bei der gefundenen Literatur handelt. Wie ihr nämlichen in den nächsten Schritten sehen werdet, gibt es pro Format unterschiedliche Parameter zur Beurteilung. Let’s start!
Mit einem Peer-reviewed Journal seid ihr auf der sicheren Seite. Warum? Diese Journals durchlaufen im Gegensatz zu den anderen Formaten strenge Qualitätschecks. Was bedeutet das? 2-3 Expert*innen prüfen einen Artikel vorab, und zwar ohne zu wissen, wer diesen verfasst hat. Durch diese anonyme Review soll jegliche Voreingenommenheit ausgeschlossen werden. Als Endergebnis haben wir eine objektive, kritisch hinterfragte Quelle vor uns liegen, welche rein zur Erweiterung des wissenschaftlichen Diskurses publiziert worden ist. Tipp: falls ihr euch unsicher seid, ob ein Journal Peer-reviewed ist, einfach drauf los googeln (vgl. Sheppard, 2020).
Zur Beurteilung eines Buches solltet zunächst besonderes Augenmerk auf den Verlag legen. Bücher, die z.B. von Springer/Gabler verlegt wurden, sind grundsätzlich zitierfähig. Jedoch solltet ihr noch weitere Kriterien prüfen: Vertritt der*die Autor*in hier sehr stark seine*ihre eigene Meinung oder bezieht er*sie sich auch auf andere zitierfähige Quellen? Wie viel Quellen wurden verwendet und wie wurde bei der Quellensuche vorgegangen? Wurde ein systematischer Ansatz gewählt oder einfach „drauf los gesucht“? Wichtig: Ihr solltet bei der Verwendung von Büchern immer zwei Dinge im Hinterkopf haben: 1) Ein Buch braucht seine Zeit, bis es verfasst worden ist. Dinge die sich schnell ändern, können folglich mit einem Buch zuweilen nicht ausreichend aktuell adressiert werden. 2) Das Ziel des Verfassens eines Buches kann auch der Verkauf sein, d.h. hinterfragt immer kritisch den Inhalt.
Franklin D. Roosevelt sagte einmal: „Ich stehe Statistiken etwas skeptisch gegenüber. Denn laut Statistik haben ein Millionär und ein armer Kerl jeweils eine halbe Million“. Was bedeutet das für euch? Nehmt eine Statistik immer genau unter die Lupe und hinterfragt sie kritisch. Wer ist der*die Auftraggeber*in gewesen und wer hat sie durchgeführt? Ist nachvollziehbar, wie die Daten entstanden sind? Handelt es sich um eine Teilerhebung, und wenn ja, wie sieht die Grundgesamtheit dazu aus? Ist die Statistik noch aktuell oder kommt sie aus dem Jahre Schnee? Achtung: Ihr solltet eure Argumentation nie auf einer Statistik aufbauen. Sie ist eher ein Tool zur Untermauerung eurer Argumentation. Pssst: Anbei noch zwei Links, wo ihr gute Statistiken finden könnt: Data as Sources oder Social Science Data Sources
Bei dieser Art von Quellen ist Vorsicht geboten: Grundsätzlich kann jede Person mit einem Internetzugang Inhalte erstellen. Die Objektivität der Quelle ist somit in vielen Fällen nicht geben. Es macht jedoch manchmal trotzdem Sinn, darauf zurückzugreifen. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn ihr Best-Practice-Beispiele für die Untermauerung eures Arguments benötigt, und folglich etwa eine Unternehmenswebsite zu Rate zieht. Letztlich gilt: Das Beurteilen von Internetquellen erfordert Fingerspitzengefühl; folglich sollten diese nur in gewissen Situationen herangezogen werden.
Wenn ihr mehr hierzu wissen möchtet, schreib uns einfach unter dietmar.kappel@campus02.at, https://www.linkedin.com/in/dietmarkappel/ oder kontaktiert unser Department. Wir helfen euch sehr gerne weiter.
Viel Spaß beim Forschen, Schreiben und Zitieren
Dietmar & Sophie
Bornmann, L., & Daniel, H.-D. (2007). What do we know about the h index? Journal of the American Society for Information Science and Technology, 58(9), 1381–1385. https://doi.org/10.1002/asi.20609
Curry, S. (2018). Let’s move beyond the rhetoric: It’s time to change how we judge research. Nature, 554(7691), 147–147. https://doi.org/10.1038/d41586-018-01642-w
Eastwood, M. (2021). Library Guides: Citation Analysis & Bibliometrics: Journal Impact & Impact Factor. https://libguides.du.edu/c.php?g=204307&p=1348066
Oliveira, O. J. de, Silva, F. F. da, Juliani, F., Barbosa, L. C. F. M., & Nunhes, T. V. (2019). Bibliometric Method for Mapping the State-of-the-Art and Identifying Research Gaps and Trends in Literature: An Essential Instrument to Support the Development of Scientific Projects. In Scientometrics Recent Advances. IntechOpen. https://doi.org/10.5772/intechopen.85856
Sheppard, V. (2020). Research Methods for the Social Sciences: An Introduction. https://pressbooks.bccampus.ca/jibcresearchmethods/
Waltman, L., & Traag, V. A. (2021). Use of the journal impact factor for assessing individual articles: Statistically flawed or not? F1000Research, 9, 366. https://doi.org/10.12688/f1000research.23418.2
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