Ihr habt erfolgreich eure Proband*innen rekrutiert, spannende Insights im Feld gewonnen und weitere Quellen „angezapft“? Ihr habt eine Menge an „Material“ gesammelt, erfolgreich transkribiert und steht nun vor der Frage, wie ihr das alles auswerten sollt? Hier kommen nun die vielfältigen Techniken der Codierung und Kategorisierung ins Spiel, wo es um die Ordnung und Systematisierung der Daten entlang von Kategorien und Typen geht.
Da ihr im Rahmen des Masterarbeitsprozesses lediglich eine begrenzte Zeitspanne für eure Empirie zur Verfügung habt, könnt ihr meist den an sich zirkulären Prozess des qualitativen Forschens nur in Ansätzen betreiben. Wenn ihr einen Gesprächsleitfaden für die Feldarbeit entwickelt habt, der es erlaubt, gewisse Kategorien bereits vorweg zu definieren, sprechen wir von der deduktiven Vorgehensweise. Wenn ihr mit un- oder semi-strukturierten Fragen in die Gespräche mit Proband*innen geht, ergeben sich Kategorien verschiedener Ordnung meist erst aus dem Material – in diesem Fall sprechen wir von einer induktiven Vorgehensweise. Gleich vorweg – Vorab ist wichtig zu betonen: MAXQDA oder NVIVO sind lediglich Tools, welche die Codierung unterstützen und sind NICHT die Methode an sich!
Welche Methodik bzw. Auswertungstechnik ihr für eure Leitfaden- bzw. Fokusgruppeninterviews wählt, hängt stark von der Zielsetzung und eurer Forschungsfrage ab. Hier gilt eine einfache Regel: Forscher*innen wählen immer diejenige Methode, um die Forschungsfrage zu beantworten. Nicht zuletzt hängt die Wahl der Methode auch davon ab, wie viel Zeit und personelle Ressourcen ihr diesem Prozess widmet.
In diesem Artikel behandeln wir folgende Herangehensweisen:
In der qualitativen Inhaltsanalyse bildet ihr – ausgehend von eurer Forschungsfrage und eurem Leitfaden – die Kategorien, codiert die Daten, analysiert die codierten Daten und stellt die Ergebnisse dar. Dies klingt nach einer sequenziellen Abfolge, kann jedoch durchaus zirkulär ablaufen.
Im deutschsprachigen Raum wurde die qualitative Inhaltsanalyse lange mit Philipp Mayring assoziiert. Insbesondere die zusammenfassende Inhaltsanalyse findet in der deutschsprachigen Wirtschaftswissenschaft häufig Anwendung, da hier das Hauptinteresse primär auf der inhaltlichen Ebene des Materials liegt. Das Ziel besteht darin, das Material zu reduzieren, wobei die wesentlichen Inhalte erhalten bleiben und ein überschaubarerer Kurztext entsteht. Für die Durchführung der Analyse wird auch gerne Microsoft Excel verwendet.
Die einzelnen Schritte nach Mayring sind folgende:
Die inhaltlich strukturierende qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz wird als eine der Kernmethoden der qualitativen Inhaltsanalyse betrachtet. Hier wird das Material in mehreren Codierdurchläufen, mit deduktiv und/oder induktiv gebildeten Kategorien, codiert.
Die einzelnen Schritte sehen wir folgt aus:
Diese Form der Inhaltsanalyse wird ausgezeichnet durch jede Art einer QDA Software unterstützt.
Weitere Formen der qualitativen Inhaltsanalyse wären die evaluative qualitative Inhaltsanalyse sowie die typenbildenden qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz, die jedoch nicht so häufig Anwendung finden.
Eine andere Form der Inhaltsanalyse ist jene nach Gläser/Laudel, die sich der Analyse von Experteninterviews widmet. Zunächst werden auch hier die Analyseeinheiten festgelegt. Dann erfolgt der Kern des Verfahrens, die Extraktion- also die Entnahme der benötigten Informationen aus dem Text. Das Kategoriensystem für die Extraktion baut auf den theoretischen Vorüberlegungen auf, ist aber auch zugleich offen und lässt ein induktives Vorgehen zu. Im Anschluss erfolgt eine Zusammenfassung bedeutungsgleicher Informationen sowie die Analyse von Fällen und fallübergreifenden Zusammenhängen.
Dieses Verfahren wird im deutschsprachigen Raum besonders von Uwe Flick und Christel Hopf geprägt und ähnelt der qualitativ strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz. Auch hier werden Kategorien deduktiv und induktiv entwickelt.
Es fallen folgende Schritte an:
In Schritt 4 könnt ihr euch durch kurze Zusammenfassung der Fälle helfen und dadurch die entwickelten Kategorien und Themenbereiche noch einmal überprüfen.
Im Unterschied zu anderen Herangehensweisen beginnt die Datenanalyse in einer durch Grounded Theory geprägten Herangehensweise mit dem Sammeln des ersten Datenpunktes (Corbin & Strauss, 1990). Das Ziel einer Studie im Sinne der Grounded Theory besteht immer darin, eine neue in den Daten verankerte Theorie zu entwickeln – was bei der qualitativen Inhaltsanalyse der Fall sein kann, aber nicht muss. Weiters beschreibt die Grounded Theory nicht nur eine Auswertungsmethode, sondern umfasst auch die Herangehensweise zur Datenerhebung (Selective und Theoretical Sampling). Der zirkuläre Prozess wird weit deutlicher gelebt, indem fortlaufend Daten erhoben und ausgewertet werden (Triangulation der Daten). Das Hauptziel ist nicht das Coding und die Kategorisierung des gesamten Materials, sondern die Sättigung der generierten Theorie (theoretical saturation). Mehr zur Grounded Theory findet ihr hier.
Das Interpretationsverfahren ist mehrstufig, kann aber meist wie folgt zusammengefasst werden:
(Details hierzu könnt ihr Corbin & Strauss (1990) entnehmen).
Was ist dabei für euch wichtig? Bereits bei der Formulierung der Forschungsfrage zeichnet sich ab, welche Methode der Auswertung für euch die richtige sein könnte!
Vorweg – lasst euch nicht verwirren, die Begriffe Kategorie, Code und Thema werden oft synonym verwendet! Bei genauerer Betrachtung werdet ihr feststellen, dass je nach Methode die Verwendung dieser Begriffe unterschiedlich sein kann.
Für mehr Informationen zu den diversen Methoden empfehlen wir folgende Literatur:
Wenn ihr mehr hierzu wissen möchtet, schreib uns einfach unter dietmar.kappel@campus02.at, https://www.linkedin.com/in/dietmarkappel/ oder kontaktiert unser Department. Wir helfen euch sehr gerne weiter, natürlich auch wenn ihr keine Studierenden mehr seid und weitere Fragen zum Thema Coding habt.
Viel Spaß beim Forschen und Schreiben,
Astrid Oberzaucher
Dietmar Kappel
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